Der Bettelwurf – ein Traum von einem Berg

Der Bettelwurf – ein Traum von einem Berg

Der Bettelwurf ist der höchste Gipfel der Gleirsch-Halltal-Kette im Karwendel. Somit bietet er eine perfekte Rundumsicht und einen atemberaubenden Ausblick. Die Wege auf das Bettelwurfmassiv sind allerdings alles andere als leicht. Es fängt schon damit an, dass man nicht mehr mit dem Auto bis zum Ausgangspunkt der ersten Wandermöglichkeit (Bettelwurfeck) fahren darf. Eine Bergtour beginnt also bereits in Absam, beim Eingang ins Halltal, somit verlängert sich der Aufstieg.

Die Bergtour beginnt bereits in Absam, am Eingang des Halltals

Bettelwurfhütte über dem Halltal
Die Bettelwurfhütte thront über dem Halltal

Kurz vor dem Bettelwurfeck hat man dann die erste Möglichkeit, zur Bettelwurfhütte zu gelangen. Direkt beim großen Wasserstollen in der steilsten Stelle der Halltalstraße zweigt der Hüttenweg rechts über die Brücke ab.

Entscheidet man sich – so wie ich üblicherweise – mit dem Mountainbike zuzufahren, so lässt man das Rad direkt am Bettelwurfeck stehen, bei der zweiten Ladhütte. Von dort führt der Absamer Klettersteig und somit eine tolle und aussichtsreiche Klettersteigtour auf die Bettelwurfhütte.

Kleiner Bettelwurf und Großer Bettelwurf
Am Kleinen Bettelwurf (2.649 m) mit Blick auf den Großen Bettelwurf (2.726 m)

Auf der Bettelwurfhütte angekommen, darf man sich als Ein-Tages-Abenteurer und Bettelwurf-Gipfel-Aspirant nicht verlocken lassen, einzukehren. Nach dem Klettersteig hat man bereits einige Höhenmeter hinter sich und ist natürlich bereits ansatzweise müde. Die richtige Tour beginnt aber erst hier. Der Anstieg von der Hütte zum Kleinen Bettelwurf ist schweißtreibend, steil, manchmal ausgesetzt und beschert Tiefblicke. Der Bettelwurf-Klettersteig versichert manche Stellen mit Stahlseilen. Es begleiten einen zu jeder Zeit schroffe Felsen, loses Gestein und Abbrüche, man fühlt sich wie in einer Mondlandschaft.

Es begleiten einen schroffe Felsen, loses Gestein und Abbrüche

Blick vom Großen Bettelwurf ins Vomper Loch
Blick nordseitig ins Vomper Loch in Richtung Überschalljoch, Hallerangeralm

Trotzdem hat man die umliegende Bergwelt und das unter einem liegende Halltal und auch das Inntal im Blick. Je höher man steigt, umso größer wird das Blickfeld. Der Bettelwurf-Klettersteig ist zwar unschwierig, wegen dem losen Gestein und den ausgesetzten Tiefblicken aber nicht unproblematisch. Konzentriertes Steigen ist hier gefragt, manchmal eher zögerlich und sehr vorsichtig, um keine Steinlawine loszutreten. Es hat schon etwas meditatives, sich in dieser unwirtlichen, von wortwörtlich Steinen im Weg übersäten Umgebung fortzubewegen. Der Aufstieg verläuft in diesem Abschnitt meistens sehr zaghaft, man spürt die Höhenmeter, man bewegt sich bereits in der prallen Sonne. Die Temperaturen sind in dieser Höhe zwar moderat, auch im Hochsommer, trotzdem ist Schwitzen angesagt wegen der Anstrengung. Früher oder später kommt er dann: der Gipfelaufbau des Kleinen Bettelwurf. Nun zweigt man schnell nach links ab, folgt in leichtem Auf- und Ab dem markierten Pfad und versucht, sich nicht zu versteigen, manche Rinnen oder scheinbare Wege bieten einen kürzeren Anstieg, aber nur auf den ersten Blick! Erreicht man dann das Gipfelkreuz, kann man schon stolz sein auf die erbrachte Leistung – nicht schlecht! Das Panorama darf genossen werden, auch wenn der Gipfelwind hier oft am Werk ist und einen scheinbar angenehmen Tag zu einem kalten Gipfelerlebnis werden lässt. Die Tiefblicke ins Vomper Loch und auf die Südseite laden ein, Fotos zu knipsen und das Erreichte festzuhalten. Von hier aus kann man in alle Himmelsrichtungen unzählige Gipfel, Jöcher und Grate ausmachen.

Der Gipfelsieg ist fast kitschig schön

Großer Bettelwurf
Am Gipfel des Großen Bettelwurf (2.726 m)

Zu lange wollen wir hier nicht verweilen, auch wenn es verlockend ist. Die Bergwelt ist einfach zu beeindruckend und das Gipfelerlebnis soll sich ja einprägen. Groß waren die Mühen, um überhaupt hier her kommen zu können. Trotzdem soll es ja noch weitergehen: auf unser zweites Ziel: den König des Bettelwurfmassives, den alles beherrschenden Großen Bettelwurf.

Gipfel, Jöcher und Grate, wohin das Auge reicht

Dazu müssen wir wieder ein paar Höhenmeter absteigen. Hier muss man wirklich auf die Wegmarkierungen achten und nicht versuchen, einen (unmarkierten) Felssporn zu überklettern. Die Verlockung ist groß, es scheint einem eine Abkürzung zu sein, trotzdem geht es dahinter in schwindelerregender Steilheit direkt hinunter ins Vomper Loch. Es schaudert einem, wie weit, direkt und fatal ein Absturz hier wäre.

Am großen Schuttfeld wieder angekommen, geht der Weg direkt nach Osten und ein bald muss ein großer Felsriegel vertikal überwunden werden. Diese Schlüsselstelle ist zwar mit einem dicken Stahlseil gesichert, aber abstürzen sollte man hier trotzdem nicht. Sauber steigen, sicher klettern ist die Devise. Leichtes Auf- und Ab folgt und bald ist man am scheinbar höchsten Punkt, nur um festzustellen, dass es hinten wieder hinunter geht und er Große Bettelwurf doch noch einige hundert Meter entfernt liegt. Bald hat man aber auch dieses Gelände hinter sich und erreicht nach der Steinpyramide (Markierung) das Gipfelkreuz des Großen Bettelwurf. Diese Überschreitung ist wahrlich eine Königstour und hier am höchsten Punkt zu stehen, ist eine Meisterleistung.

Video Bettelwurfhütte, Kleiner Bettelwurf und Großer Bettelwurf

Standort auf GoogleMaps:

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