Kleiner Kaserer – Abgeschiedenheit trifft auf Rummel

Kleiner Kaserer

Kleiner Kaserer – Abgeschiedenheit trifft auf Rummel

Einsamer Aufstieg vs. Rummel am Hintertuxer Gletscher…

Eine Skitour auf den Kleinen Kaserer ist sehr abwechslungsreich, wenn man sich für den Aufstieg durch das Wildlahnertal und die Höllscharte entscheidet. Ausgangspunkt ist der Parkplatz „Wildlahner“ im Ortsteil Toldern im hinteren Schmirntal. Von dort geht es den Forstweg entlang über einige Abkürzungsmöglichkeiten bis zur kleinen Isse-Alm auf einer Anhöhe.

Der mächtige Olperer ist mit seinem West-Ausläufer Fußstein bereits erkennbar. Man fühlt sich richtig klein und kann sich gar nicht vorstellen, dass dieses Ziel einmal näherkommen könnte. Man quert in Richtung Osten nördlicherseits schöne Skihänge und überwindet die „Zwinge“, einen Steilaufschwung. Danach kommt man wieder auf ein schönes Plateau, welches man queren muss, um endlich zur „Abzweigung“ zu kommen. Von hier aus kommt das Wetterkreuz und somit auch die Höllscharte in das Blickfeld. Man kann gut erkennen, dass sich die Wege nun trennen – in Richtung Wildlahnergrat und Olperer oder in Richtung Höllscharte und Kleiner Kaserer.

Man fühlt sich richtig klein und kann sich nicht vorstellen, dem Olperer näherzukommen

Höllscharte
Anstieg zur Höllscharte

Bald kommt man in einem Kessel an, an dessen oberem Ende die Höllscharte liegt. Wiederum fühlt man sich winzig im Angesicht dieses Anstiegs. Man muss doch noch einige Hänge in verschiedensten Steilheitsgraden überwinden, um endlich zur besagten Scharte – dem namensgebenden Zwischenziel – zu gelangen. Der Anstieg wird nach oben hin immer steiler und exponierter, je nach Schneeverhältnissen kann es sein, dass man hier bereits stapfen, unter besonders eisigen Umständen auch mit Steigeisen hochsteigen muss. In meinem Fall, Anfang März 2025, konnte ich ganz normal mit den Tourenskiern aufsteigen, nicht mal Harscheisen waren nötig.

Kleiner Kaserer
Kleiner Kaserer vor Olperer und Fußstein

Gratwanderung am Kleinen Kaserer – Absturz verboten!

Hat man die Höllscharte erreicht, muss man sich auf einen Schock einstellen. Hier ist die unsichtbare Grenze zwischen menschenleerem Aufstieg und wilder Natur und Menschenmassen und Rummel mitten im Skigebiet des Hintertuxer Gletschers. Da man aber gekommen ist, um den Kleinen Kaserer zu besteigen, kommt der interessanteste Teil noch: eine Gratwanderung, die ausgesetzter kaum sein könnte. In meinem Fall war ich der erste Tourengeher an diesem Tag, der von der Höllscharte aufgestiegen ist. Somit war ein bisschen Nervenkitzel dabei, den Weg anzuspuren und Schneewechten auf Belastbarkeit zu überprüfen, bevor ich ihnen mein volles Körpergewicht anvertraute. Ausrutschen ist hier verboten, klettert man doch ausgesetzt einige hundert Höhenmeter über dem Skigebiet. Manche Felsenstellen sind zwar mit Eisenbügeln versehen und schneefrei, müssen aber – wenn man so wie ich alleine unterwegs ist – frei überklettert werden. Nach der gefühlsmäßigen Achterbahnfahrt erreicht man das Gipfelkreuz und staunt erstmal über den Ausblick nach Norden – den Anstieg vom Kaserer Winkel, der so weitläufig und steil aussieht, als wäre der Berg von dort her unbezwingbar. Dennoch kann man einige Skitourengeher:innen erkennen, die sich den Weg nach oben bahnen.

Kleiner Kaserer
Kleiner Kaserer von oben

War der Anstieg über den Grat noch interessant, werden die Tiefblicke im Abstieg noch intensiver und man blickt dem Abgrund direkt ins Auge. Abstiege sind meistens schwieriger für die Psyche als Aufstiege, hier am Kleinen Kaserer ist das ein Paradebeispiel. Konzentriert steigen und ja nicht ausrutschen, im Abstieg gibt der Schnee manchmal trügerisch nach und man muss sein Gewicht ganz schön auf die Fersen verlagern, damit sich die Skitourenschuhe fest in den Schnee pressen, um Halt finden zu können. Zurück an der Höllscharte beschließe ich dann, über das Skigebiet weiter aufzusteigen, dem Schlepplift entlang, in Richtung Großer Kaserer. Dann weiter an der Bergstation des Sessellifts vorbei und zum letzten Anstieg auf die Wildlahnerscharte. Diese Scharte ist für mich etwas ganz Spezielles: stellt sie doch eine große Hürde von Schmirner und Valser Seite her dar, um den Olperer über den Nordgrat besteigen zu können.

So billig ist man nicht wieder hier heroben – also weiter zur Wildlahnerscharte

Als Abfahrtsvariante habe ich dann jene von der Wildlahnerscharte genommen, um zu schauen, wie die Bedingungen denn sind. Zurück zur Höllscharte wäre ein kleiner Umweg gewesen mit zwei kleinen Zwischenaufstiegen, aber nach ca. 1.900 Höhenmetern Aufstieg bis hierher inklusive Gipfelbesteigung Kleiner Kaserer, habe ich mir eine tolle Abfahrt verdient.

Hintertuxer Gletscher
Blick auf das Skigebiet Hintertuxer Gletscher

Nach ca. 1.900 Höhenmetern Aufstieg habe ich mir ein tolle Abfahrt verdient

Und das war sie auch – die Abfahrt: toll! Fairerweise muss man dazusagen, dass eine so lange Abfahrt mit allen nur erdenklichen Schneearten aufwarten kann: von wenig Schnee mit rausragenden Steinen über harten Schnee bis hin zu harschigen Verhältnissen und weichem Schnee, alles war dabei…

Abfahrt Wildlahnerscharte
Abfahrt Wildlahnerscharte im Pulverschnee

Alles? Ja, alles, denn auch der schöne Pulverschnee vom Bild oben war im Mittelteil zu finden. Einfach ein Traum, hier abfahren zu dürfen und eigene Schwünge zu zaubern mit dem Olperer im Rücken.

Abfahrt Wildlahnerscharte
Abfahrt im Bereich Wetterkreuz im Pulver

Ein paar Eindrücke aus der Luft habe ich noch davon mitgebracht, um von zu Hause aus von diesem Erlebnis zehren zu können – hier das Video dazu:

Bildergalerie:

Standort auf GoogleMaps:

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