Sehnsuchtsort im Süden: Monte Isola im Iseosee
Mont’Isola: die Insel im Iseosee bietet atemberaubende Aussichten
Nicht nur in Tirol ist es schön, das weiß ich! Es gibt sie auch abseits meiner Homebase noch: die Sehnsuchtsorte außerhalb von Tirol, die mich dermaßen anziehen, dass ich das ganze Jahr über träume, dort wieder hinzufahren.
Schuld daran ist die unglaublich schöne Umgebung des Isosees. Damit dieser nicht in Vergessenheit gerät, gibt sich der Tourismusverband auf Instagram (#visitlakeiseo) dermaßen Mühe, dass regelmäßig Content in meinem Feed aufscheint. Als wäre das Fernweh in den kalten Monaten nicht schon groß genug, locken die traumhaften Videos mich ständig geistig an den Iseosee und lassen mich nicht vergessen, wieder dorthin zurückzukehren. Dabei haben die Content-Producer ja eine leichte Arbeit – an jeden Ecken und Enden des Sees gibt es traumhafte Locations, die nur darauf warten, bewundert zu werden!

Meine Anreise – per Motorrad natürlich – fand dieses Mal nicht über die Pässe statt, wie letztes Mal. Der Iseosee (Lago d’Iseo) ist grundsätzlich für uns über vier Möglichkeiten zu erreichen:
- Die schöne Zufahrt mit Kurven: Vom Gardasee (Lago di Garda) aus über den Idrosee (Lago d’Idro):
Die schönste Zufahrt führt über den Gardasee. Auf diese Weise kann man die Gardesana Occidentale noch mitnehmen. Start ist in Gargnano, hinauf zum Lago di Valvestino – mehr Kurven auf so wenig Kilometer gibt es fast nicht! Für Motorradfahrer kein Geheimtipp mehr, sondern ganz großes Kino! Kurz den Idrosee genießen, auch ein sehr toller See! Am Südende des Sees (Lemprato)
dann weiter über das Val Sabbia nach Casto und dort am Klettersteigpark Parco della Fucine vorbei nach Brozzo (netter Pass zum Fahren) und über das Val Trompia, dann über Polaveno direkt nach Iseo, dem namensgebenden Ort am Lago d’Iseo - Die schöne Zufahrt mit mehr Kurven: Vom Gardasee (Lago di Garda) aus über den Idrosee (Lago d’Idro) Variante:
Ähnliche Zufahrt, nur viel extremer – die über den Maniva-Pass! Wir sind dies bereits in umgekehrter Richtung gefahren (vom Iseosee her kommend) und müssen sagen: muss man mal gemacht haben, kostet aber viel Zeit und Nerven! Die Straßen sind im italienischen Hochgebirge gelegen, Maniva ist ein Schigebiet. Genau so sind auch die Straßenverhältnisse: eng, schlechter Zustand, leider viel KFZ-Verkehr. In der Motorradsaison liegen die Nerven blank – vor allem bei den vielen Autofahrern, die ständig bremsen müssen bei Gegenverkehr. Hier haben wir bereits sehr abenteuerliche Dinge erlebt: die allgegenwärtigen Wohnmobile schrauben sich hier hoch und kommen nicht beim ersten Mal um die Kurve. Dementsprechend fließt der Verkehr nicht wirklich. Dazu kommen Schlaglöcher, schlechter Asphalt, Bitumenteppiche… Später landet man wieder in Brozzo und folgt den Schildern nach Iseo. - Die Zufahrt mit den meisten Pässen: Vom Lago di Santa Giustina über die „Landroute“:
Direkte Zufahrt zum Iseosee über den Lago di Santa Giustina – Stichwort: Mendelpass oder Gampenpass. Doch wie kommt man dahin? Natürlich über den Jaufenpass! Tolles Kurven-Eldorado für Motorradfahrer…
Dann am Nordende nach Dimaro, wo man sich entscheiden kann: über Madonna di Campiglio und den Idrosee oder direkt über die „Landroute“ über den Tonalepass (Passo Tonale) zum Iseosee-Nordende. Dies ist die Zufahrt über die meisten Pässe, da weiß man dann, was man getan hat… - Die „schnellste“ Zufahrt: Vom Gardasee (Lago di Garda) über Brescia und die Schnellstraßen:
Die schnellste Variante, um vom Gardasee (Lago die Garda) aus direkt zum Iseosee (Lago d’Iseo) zu kommen, ist die über die Schnellstraßen bei Brescia vorbei. Die mautfreie Schnellstraße startet direkt am Südufer des Gardasees in Peschiera del Garda. Dann ziemlich unspektakulär Kilometer machen und direkt in Idro landen.
Mit dem Schiff nach Peschiera Maraglio auf der Monte Isola
Mein erstes Ziel am Anreisetag (deshalb auch die „schnellste Zufahrt“ über die Schnellstraßen) war Sulzano am Lago d’Iseo. Von hier aus startet nämlich die schnellste Überfahrt per Schiff auf die Monte Isola (Mont’Isola), die wunderschöne große Insel. Das Ticket ist am Ticketschalter schnell besorgt und die nächste Linienverbindung fährt innerhalb ein paar Minuten. Die Überfahrt von Sulzano nach Peschiera Maraglio auf der Monte Isola dauert ebenfalls nur ein paar Minuten, da muss man sich mit den Fotos beeilen…

Das erste, was mir natürlich aufgefallen ist: Runter vom Motorrad und ausziehen, es ist sehr heiß! Endlich im sonnigen Süden, vergisst man meistens, wie heiß es hier sein kann. Dies kommt der folgenden Wanderung klimatechnisch nicht entgegen, gilt es doch, ein paar Höhenmeter zurückzulegen.
Wanderung vom Ufer auf den höchsten Punkt der Monte Isola: Madonna di Ceriola
Um vom Seeufer aus auf den Berg zu kommen, gibt es wieder zwei Varianten: man kann in der brütenden Hitze auf einen Kleinbus warten, um hoffentlich einen Sitzplatz zu ergattern, oder man nimmt die „Hardcore-Variante“ und wandert hinauf. Als begeisterter Wanderer war die Wahl nicht schwierig, obwohl ich sagen muss: so wenig Höhenmeter habe ich mir selten so hart erkämpft! Es geht manchmal recht steil über Stock und Stein (Steintreppen, mit losen Steinen und teilweise betoniert) in Richtung Cure (beschildert). Vom kleinen Ort geht’s dann weiter in einer großen Schleife hinauf zur Wallfahrtskapelle Madonna della Ceriola. Dabei passiert man immer wieder Privatgrundstücke, Häuser, Weinberge und Obstgärten und ist mit ordentlichem Schwitzen und Schnaufen beschäftigt.

Die Aussicht lässt einen die Strapazen vergessen
Die angeschriebenen 90 Minuten habe ich dafür nicht gebraucht, aber trotzdem noch ordentlich lange. Als Bergfetischist rechnet man immer in direkter Linie in Relation zu den Höhenmetern, das kann man hier vergessen! Weil so viele Privatgrundstücke und auch steile Böschungen vorhanden sind, muss man immer wieder die Richtung wechseln und der Weg schlängelt sich richtig in vielen Umwegen hinauf. Dazu kommt die Hitze und Luftfeuchtigkeit, die man am Tag der Anreise nach vielen Kilometern auf dem Motorrad noch nicht richtig gewöhnt ist.

Irgendwann kommt man dann am Santuario della Madonna della Ceriola an und genießt die Tiefblicke. Als erstes wird man wohl – so wie ich – den kleinen improvisierten Laden neben der Kirche ansteuern, um sich mit Getränken zu erfrischen.
Danach schaut man sich die Kirche an, welche für mich eher unspektakulär wirkt, dafür die Aussicht rundherum einfach umwerfend toll ist! Man kann die Kirche umrunden und einfach alle Blickwinkel genießen. Die wahre Schönheit offenbart sich allerdings aus der Vogelperspektive – also Drohne raus und Go. Ich finde das Video sehr gelungen, dieser magische Ort kommt gut zur Geltung – siehe unten.

Abstieg durchs Dickicht auf zweifelhaften Pfaden
Für den Abstieg habe ich mir den Rundwanderweg ausgesucht, ich wollte nicht den selben Weg hinuntergehen. Dazu nimmt man dem Kreuzweg hinunter und folgt der Beschilderung in Richtung Norden (Schilder: Peschiera Maraglio). Der Weg dreht auch einige Male und man kommt an einer kleinen Ortschaft vorbei. Immer der Beschilderung folgen, es gibt keine Abkürzung, wie ich feststellen musste. Einige Male kommen Warnschilder („Path in the woods – Danger“) und wer – so wie ich natürlich – wissen will, was dahinter steckt, folgt diesen, nur um festzustellen, dass man nach einer Viertelstunde und zerkratzen Beinen und Armen (Wege scheinen begangen zu sein, aber zugewachsen) in einer Sackgasse landet. Also wieder zurück und um eine Erfahrung reicher!
Der Weg schlängelt sich wieder deutlich und man ahnt schon, dass man ziemlich lange dafür brauchen wird. Krönender Abschluss: es geht in einigem Auf- und Ab wieder über Stock und Stein (manchmal Absturzgefahr) die Ostseite der Insel entlang zurück nach Peschiera Maraglio. Der Weg war manchmal ziemlich neu mit einem Stahlseil versichert, stolpern sollte man hier nicht, dann liegt man im Dickicht des Dschungels unten. Ich war wirklich froh, als ich wieder in der kleinen Ortschaft angelangt bin. Für eine Erfahrung war es OK, ein zweites Mal würde ich das nicht mehr machen! Unnötig zu erwähnen, dass ich keine Menschenseele getroffen habe, ich war wohl der einzige, der es wirklich wissen wollte!

Jeder Krempel musste per Schiff umständlich hertransportiert werden
Trotzdem ist die Wanderung interessant, man kommt an zahlreichen Häusern und Freizeitwohnsitzen vorbei. Man sieht kleine Hütten, aber auch größere Häuser in Top-Ausstattung. Ich habe mich gefragt, welche Mühen die Leute auf sich genommen haben, um in dieser Umgebung etwas bauen zu können. Alle noch so kleinen und großen Dinge müssen mit dem Schiff transportiert werden. Doch hier endet die Reise ja nicht, es gibt enge Gässchen und enge Straßen, auf denen man die Höhenmeter hinauf überwinden muss. Auf der Insel gibt es nur eine Handvoll Autos, man sieht sonst nur Vespas, Motoroller und Fahrräder, mit denen sich die Menschen hier fortbewegen.
Trotzdem scheinen die Einwohner hier alles zu haben – die Häuser und Gässchen in den Ortschaften schauen gepflegt aus und auch die noch so entlegenen Hütten auf den Wanderwegen (abseits der asphaltierten Straßen!) haben kleine Traktoren, Rasenmäher und Utensilien vor der Türe stehen. Unglaublich, welchen Weg jedes Teil hier zurückgelegt haben muss, um dort zu landen.
Fazit: Auch wenn es mit weniger Anstrengung möglich ist, das Santuario zu erreichen und auch wieder zum Hafen zurückzukehren, die Erfahrung war es für mich wert. Ich habe das Gefühl, ich habe nicht nur die Tourismusvariante gesehen, sondern auch einen kleinen Blick hinter die Kulissen ergattert. Monte Isola – ich komme gerne wieder!
Mehr Informationen gibt es auf der informativen Seite des Tourismusverbandes Visit Bergamo, oder auch auf dieser deutschen Seite.
Hier das Drohnen-Video mit dem schönsten Ausblick vom Monte Isola:
Monte Isola auf Google Maps: